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Ehrung der Einsatzkräfte

Der Hamburger Senat ehrt die Einsatzkräfte für ihren Auslandseinsatz

Am 21. März fand erstmals im Rahmen eines Senatsempfanges die Ehrung von Einsatzkräften für ihren Auslandeinsatz durch eine Landesregierung statt, dies ist bundesweit einmalig und soll die Anerkennung der Leistungen der Einsatzkräfte durch den Hamburger Senat in besonderer Weise würdigen.

Der Präses der Behörde für Inneres und Sport, Senator Michael Neumann, zeichnete Kräfte der Bundeswehr, der Polizei, des THW, der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen im großen Festsaal des Rathauses aus. Insgesamt waren 9 THW Helferinnen und Helfer aus den Hamburger Ortsverbänden zum Festakt geladen, damit stellte das THW die drittstärkste Mannschaft der Ehrung.

Senator Michael Neumann dankte allen Hamburgern Einsatzkräften für ihr engagiertes Handeln in friedenstiftenden Missionen und in Einsätzen zur humanitären Hilfe, die als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland Vorbilder der Gesellschaft sind, ging aber auch ausführlich auf die Entbehrungen, Verletzungen und den langen Abwesenheiten von den Familien deutlich ein. Geehrt wurden insgesamt 200 Personen, die weltweit im Jahr 2013 im Einsatz waren, davon über 160 Soldatinnen und Soldaten. Senator Michael Neumann übergab jedem die Medaille persönlich, dabei nahm er sich die Zeit nach den Eindrücken und Aufgaben im Ausland der Geehrten zu fragen. 

Nicolas Fuchsius vom THW Ortsverband Hamburg-Nord und Logistics Officer des SEEWA Moduls Nord sprach als Vertreter der ehrenamtlichen Organisationen über seine Erfahrungen vom Einsatz der SEEWA auf den Philippinen. Er betonte, dass mit der Unterstützung seiner Familie und seines Arbeitgebers der eigentliche Lohn des Einsatzes „das Lächeln der Kinder ist, die nach dem Sturm und der Zerstörung die neu errichteten Wasserversorgungsstellen als sozialen Treffpunkt schnell annehmen, um wieder ihr  normales Leben zurück zu gewinnen. Es ist leichter unseren Wohlstand zu akzeptieren, wenn man anderen hilft“.

THW Landesbeauftragter Dierk Hansen dankte anschließend allen THW Angehörigen für ihren persönlichen Einsatz und wünschte das sie auch zukünftig alle gesund aus den Auslandseinsätzen wieder zurückkommen.

 

Beitrag aus Hamburger Abendblatt vom 21.03.2014 über das Wirken von Niclas Fuchsius

Als der Regen in Uganda nicht mehr aufhörte, weite Landstriche längst unter Wasser standen und die Brunnen im Land mit Kot und Tierexkrementen verunreinigt waren, packte Nicolas Fuchsius zum ersten Mal seine Alukiste für einen der weltweiten Einsätze des Technischen Hilfswerks (THW). 2007 war das. Mit ihren Pumpen und Filteranlagen produzierten die Helfer das lebensnotwendige Nass in den Savannen Zentralafrikas – streng nach der deutschen Trinkwasserverordnung, gelagert in riesigen blauen Kunststoffkissen.

Blau, das ist nicht nur die Farbe, mit der Kinder Wasser zeichnen, in dieser Farbe leuchten auch die Uniformen der Frauen und Männer des THW. SEEWA steht auf einem Aufnäher auf dem Einsatz-Sweeter von Fuchsius: Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland. Meist in Zehn-Mann-Teams sind die Wasseraufbereitungsexperten immer dort im Einsatz, wo Trinkwasser akut gefährdet ist, immer auf Weisung des Bundesinnenministeriums, dem das THW untersteht. Innerhalb weniger Stunden können sie sich auf den Weg machen, egal, wohin.

Vier Einsätze hat der 39-jährige Fuchsius nunmehr absolviert. Drei Jahre nach den Überschwemmungen in Uganda half er bei der Trinkwasserproduktion in der von einem massiven Erdbeben zerstörten haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. In Äthiopien bereitete er und sein Team 2011 Flüchtlingslager auf den Ansturm somalischer Vertriebener vor. Letztes Jahr kehrte er erst zwei Tage vor Heiligabend von den von einem Wirbelsturm getroffenen philippinischen Inseln zurück nach Hamburg.

"Es fällt mir deutlich leichter, unseren Wohlstand zu akzeptieren, wenn ich in anderen Ländern helfe", sagt Fuchsius, der in Köln geboren, zum Hauptstudium der Betriebswirtschaftslehre nach Hamburg kam, mittlerweile hier verheiratet ist und zwei Kinder großzieht. "Uns geht es extrem gut, wenn man das mit der restlichen Welt vergleicht. Ich möchte den Menschen etwas zurückgeben, das ist mir wichtig."

Für seinen kompromisslosen Einsatz wird Fuchsius am heutigen Freitag auf einem Senatsempfang mit der zum ersten Mal verliehenen Auslandsverwendungs-Medaille geehrt. Nicht er allein, Innensenator Michael Neumann (SPD) wird die "Ehrenmedaille zur Würdigung besonderer Verdienste in den Bereichen Sicherheit, Katastrophenschutz und humanitärer Hilfe" allen Hamburger Helfern im Rathaus überreichen, die im vergangenen Jahr im Ausland Menschen das Leben gerettet oder ihre Lebensbedingungen verbessert haben.

Fuchsius freut sich darüber: "Diese Anerkennung haben wir lange vermisst." Es gehe nicht um Orden, sagt er, "sondern darum, wie man wahrgenommen wird. Dass einem jemand dankbar ist, wenn man wochenlang im Ausland hilft." Da habe es womöglich ein gewisses Umdenken in der Hamburger Politik gegeben.

Fuchsius ist Logistikfachmann und als solcher auch für den THW im Einsatz. Einer, der die schnellsten Transportwege kennt, der genau weiß, welche Zollpapiere wichtig sind, der für die erfahrenen Techniker, die Elektriker und Rohrleitungsbauer am Einsatzort alles besorgen können muss – auch dort, wo es augenscheinlich nichts gibt. Jedes Team hat einen Logistiker. "Ich kümmere mich um die gesamte Materialversorgung, die Nachführung, Rückführung, die Verpflegung. Ich hab auch schon Unterwäsche und Socken auftreiben müssen."

Bei der Lufthansa Technik, seinem Arbeitgeber in Fuhlsbüttel, war er lange als Projektleiter "für die IT-Systeme der weltweiten Materialversorgung" mitverantwortlich. Hat ein Flugzeug einen Defekt, wird das Teil heute meist nicht mehr vor Ort repariert, sondern das kaputte Flugzeugteil idealerweise einfach ausgetauscht. Das ist schneller und billiger. Dass die Ersatzteile schnellstmöglich am Flugzeug eintreffen, daran war Fuchsius beteiligt.

Auf den Philippinen etwa mussten die Stempel zwölf verschiedener Zollabteilungen, Verantwortlicher und Behörden eingeholt werden, bis die Ersatzteile und die entsprechenden Transportkisten mit dem Equipment endlich am Flughafen herausgegeben wurden. Eines der ersten Dinge, die er dann besorgte, war ein Grill. "Nichts schweißt mehr zusammen, als gemeinsam zu kochen und zu essen."

In Uganda war Fuchsius in Soroti, einer kleinen Kreisstadt, stationiert, während die Techniker in einer Zeltstadt "in der Pampa" Trinkwasser aufbereiteten. Bei einem Zwischenhalt auf dem Weg zum erdbebenerschütterten Haiti traf er auf einem Flughafen in der Dominikanischen Republik auf eine deutsche Rettungshubschrauber-Mannschaft. Der Kontakt erwies sich als Glücksfall: Als ein THW-Helfer später einen schweren Beinbruch erlitt, wurde der Mann von genau diesen Piloten aus dem zweiten THW-Camp in Leogane herausgeflogen. "Eine Stärke des Logistikers ist seine Kontaktfreudigkeit, was ich mir auch zuschreibe", sagt Krisenhelfer Fuchsius selbstbewusst.

Kompromisslos ist er nicht nur im Ausland, auch zu seiner Familie. Durch den Einsatz auf den Philippinen im Dezember etwa verpasste er die gesamte Vorweihnachtszeit. "Mein Sohn ist vier, und wir wussten, dass es ihm schwerfallen würde, dass ich vier Wochen weg bin, zumal in dieser Zeit. Dennoch haben wir gesagt, dass er das abkönnen muss. Viele Kinder in den zerstörten philippinischen Städten haben ihre Eltern ganz verloren, die sehen die nie wieder." Das müsse sein Sohn können, das sei einfach so.

Er wolle versuchen, die Ehrung durch den Senat an alle Menschen weiterzugeben, die ihn bei seinen Einsätzen unterstützten. Er sehe sich immer als die Eisbergspitze, die man wahrnehme: Toll, der geht in einen Einsatz. Aber es gebe sehr viele Menschen mehr, die man gar nicht sehe, die das aber auch tragen müssten. Angefangen bei seiner Familie, über die Kindergärtnerinnen seines Sohnes und die Lehrerinnen seiner Tochter, die Kollegen im Büro und natürlich den Chef, der ihn für die Einsätze immer wieder freistelle. Nicht zuletzt seine Ärztin, die er zu jeder Tageszeit anrufen könne, sowie die Nachbarn: "Als ich 2010 auf Haiti war, hatten wir enorme Schneemengen in Hamburg. Da hat mein Nachbar vier Wochen den Schnee für uns geschippt und gesagt: Das ist mein Teil der Haiti-Hilfe."

Bilder der Ehrung März 2014


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